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Das kleine Küstenstädtchen Neum (1000 Einwohner), nur wenige Kilometer südlich des Neretva-Deltas in einer kleinen, von der Halbinsel Pelješac geschützten Bucht gelegen, besitzt weder nennenswerte Sehenswürdigkeiten noch kann er mit besonders schönen Stränden aufwarten. Seine Bedeutung liegt vor allem in der Sonderstellung des Ortes an dem nur wenige Kilometer breiten Küstenstreifen von Bosnien-Herzegowina.

Im Mittelalter war das Gebiet um Neum immer wieder umkämpft zwischen dem damals venezianischen Dalmatien im Norden und der Republik Ragusa (Dubrovnik) im Süden. Im Jahr 1718 gewährte Dubrovnik den Türken einen schmalen Zugang zum Meer, um sich selbst eine Pufferzone zu schaffen. Als Tito nach dem Zweiten Weltkrieg die Grenzen der jugoslawischen Teilrepubliken zog, behielt Bosnien-Herzegowina diesen Küstenstreifen.

Bis in die 1970er Jahre blieb Neum ein unbedeutender Küstenort. Dann entdeckten die Parteifunktionäre den Ort für sich und Neum entwickelte sich zu einem beliebten Urlaubsort. So entstanden zahlreiche Wochenendhäuser (vikendice) und Villen, aber auch einige Hotelburgen aus Beton, die aufgrund der Enge schnell in die Höhe wuchsen.

Neum: Blick von der Küstenstraße (2013)
Neum: Blick von der Küstenstraße (2013)

Nach dem Zerfall Jugoslawiens und der Selbstständigkeit der ehemaligen Teilrepubliken teilt der nur 6 km breite Korridor bei Neum das kroatische Staatsgebiet in zwei Teile. Da das Gebiet seit jeher von herzegowinischen Kroaten besiedelt war, ist die Stadt auch heute noch fest in kroatischer Hand: Grenzkontrollen bei der Durchreise finden nur noch selten statt und man kann in Neum auch mit kroatischen Kuna bezahlen. Zeitweise war der Ort postalisch sowie telefonisch sogar an Kroatien angeschlossen.

Dennnoch war Neum in der Vergangenheit immer wieder ein Streitpunkt und mehrfach Anlass zu politischen Auseinandersetzungen zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Das gilt vor allem für den geplanten Weiterbau der Autobahn A1 von Zagreb über Split nach Dubrovnik:
Um nicht den bosnisch-herzegowinischen Korridor bei Neum zu kreuzen und eine Anbindung der süddalmatinischen Exklave an das kroatische Mutterland zu erreichen, plante Kroatien nördlich von Neum den Bau einer Autobahnbrücke vom Festland auf die Halbinsel Pelješac. Das Vorhaben wurde von Bosnien-Herzegowina unter dem Vorwand attackiert, Neum zum Seehafen ausbauen zu wollen, weshalb eine Mindesthöhe gefordert wurde, die auch großen Seeschiffen den Zugang zur offenen See ermöglicht.
Inzwischen wurde der Bau der Brücke aufgrund der enormen Kosten eingestellt. Und obwohl mittlerweile Pläne für den Weiterbau der Autobahn durch den Neum-Korridor vorliegen, gibt es weiterhin Bestrebungen für den Bau einer Straßenverbindung auf die Halbinsel Pelješac.

Neum: Blick von der Küstenstraße (2013)
Neum: Blick von der Küstenstraße (2013)

Heute liegt die touristische Bedeutung Neums vor allem in der Tatsache, dass Neum der einzige Küstenort Bosnien-Herzegowinas ist. Bademöglichkeiten bieten die schmalen, aber sanft abfallenden und damit auch für Kinder geeigneten Strände unterhalb der Hotels. Sie sind im Sommer jedoch zumeist überfüllt, da sie nur einen kleinen Teil der 23 km zumeist felsigen und schwer zugänglichen Küstenlinie Bosnien-Herzegowinas ausmachen.