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Jajce (ca. 25000 Einwohner) ist eine Stadt in Zentralbosnien auf dem Gebiet der bosnischen Föderation. Die Stadt liegt etwa 75 km südlich von Banja Luka an der der Fernstraße nach Mostar, dort wo sich der Abzweig nach Livno befindet. Die Stadt ist im Westen, Norden und Nordosten von der Republik Srpska umgeben. Im Süden bzw. Südosten liegen die Nachbarstädte Donji Vakuf und Travnik.

Die Altstadt von Jajce wurde auf einem von den Flüssen Pliva im Süden und Vrbas im Osten begrenzten Berg errichtet, über dem eine mächtige Festung thront. Sie wird im Norden von einer hohen Stadtmauer begrenzt. Südwestlich der Altstadt fällt die Pliva über einen 21 m hohen Wasserfall in die Schlucht der Vrbas.

Jajce: Blick auf die Altstadt (2008)
Jajce: Blick auf die Altstadt (2008)

Bis zur Eroberung durch das Osmanische Reich war Jajce Hauptstadt und Sitz der bosnischen Könige, und auch bei der Gründung der Republik Jugoslawien spielte Jajce eine entscheidende Rolle.

Aufgrund seiner historischen Bedeutung steht Jajce - obwohl die Stadt in der Zeit des Bosnienkrieges schwer beschädigt wurde - auf der Liste der Kandidaten für das Weltkulturerbe. Eine Entscheidung über die Bewerbung steht jedoch noch aus. Der Name der Stadt leitet sich übrigens vom Wort "Jaje" (kroat.: Ei) ab.

Geschichte

Älteste Besiedelungsspuren auf dem heutigen Stadtgebiet von Jajce gehen auf die Bronze- und Eisenzeit zurück. Dauerhaft besiedelt war das Gebiet jedoch erst zur Römerzeit, wie die Überreste eines Mithras-Tempels aus dem 4. Jh. bezeugen.

Die heutige Stadt wurde erstmals 1396 erwähnt, als der aus Split stammende Herzog von Bosnien Harvoje Vukčić Hrvatinić auf dem Berg über dem Zusammenfluss von Pliva und Vrbas eine Festung errichten ließ. Unter König Tvrtko II. (1421-1444) wurde Jajce schließlich Sitz der bosnischen Könige. Als Zentrum des bosnischen Staates gewann Jajce in dieser Zeit nicht nur politische sondern auch wirtschaftliche Bedeutung.

Im November 1461 wurde der letzte bosnische König Stjepan Tomašević in Jajce gekrönt. Er wurde bei der ersten Eroberung der Stadt durch die Türken im Jahr 1463 auf Befehl des Sultans Muhammed III. hingerichtet.

Bereits 1464 konnten die Ungarn die Stadt zurückerobern, und der ungarische König Matthias Corvinus begründete das Banat Jajce.

1526 kam die Stadt nach der Schlacht bei Mohács erneut unter osmanische Herrschaft. Dies änderte sich erst im Juli 1878, als Bosnien und Herzegowina auf dem Berliner Kongress Österreich-Ungarn zugesprochen wurde. Nachdem es in der Umgebung von Jajce zu Gefechten gekommen war, nahmen die Truppen Österreich-Ungarns die Stadt am 7. August 1878 ein.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Bosnien-Herzegowina ein Teil des neuen Königreichs der Serben, Kroaten und Slowener, aus dem später das Königreich Jugoslawien entstand.

Im Zweiten Weltkrieg spielte Jajce erneut eine bedeutende Rolle: Aufgrund der Lage der Stadt im unbesetzten Gebiet Jugoslawiens richtete Tito hier zeitweise sein Hauptquartier ein. Am 29./30. November 1943 fand so in Jajce die 2. Versammlung des Antifaschistischen Volksbefreiungsrates (AVNOJ) statt. Bei dieser Versammlung wurden historische Beschlüsse gefasst, die letztlich den Grundstein für die Verfassung des sozialistischen Jugoslawiens bildeten. Daher gilt Jajce auch als Gründungsort der SFR Jugoslawien, und das Datum der Versammlung wurde zum Nationalfeiertag erklärt.

Während des Bosnienkrieges wurde auch die Altstadt von Jajce mehrfach getroffen. Ein Großteil der 45000 Einwohner verließen die Stadt. Nach dem Krieg kehrten vor allem Kroaten und Bosniaken nach Jajce zurück, so dass die Stadt mittlerweile wieder ca. 28000 Einwohner zählt.

Stadtrundgang

Einen ersten Eindruck von Jajce bekommt man, wenn man sich der Stadt aus Richtung Banja Luka nähert. Kurz vor dem Abzweig nach Livno erreicht man einen Aussichtspunkt, von dem man die gesamte Altstadt überblicken kann. Die Wasserfälle kann man jedoch erst von der Brücke an der Kreuzung nach Livno erkennen. Obwohl es dort kaum Parkmöglichkeiten gibt, lohnt sich der Weg zu der Brücke, da man nur hier einen Blick auf die Wasserfälle und die dahinter liegende Stadt bekommt.

Jajce: Wasserfall (2008)
Jajce: Wasserfall (2008)

Einen Rundgang durch die Altstadt von Jajce beginnt man am besten bei den berühmten Wasserfällen: Direkt hinter der Vrbas-Brücke in Richtung Livno zweigt rechts eine Straße ab, die zum Aussichtspunkt am der Stadt gegenüberliegenden Ufer der Pliva führt. Von hier hat man einen besonders guten Blick auf die Wasserfälle.

Nur wenige Schritte entfernt führt eine kleine Brücke an das andere Ufer der Pliva. Auf der rechten Seite gelangt man über einen Parkplatz zum Pliva-Tor, eines der beiden Stadttore, die in die Altstadt von Jajce führen. Vor dem Pliva-Tor führt ein Fußweg zu einem weiteren Aussichtspunkt direkt neben dem Wasserfall.

Hinter dem Pliva-Tor weitet sich die Straße; zu einem kleinen Platz. Er ist ein beliebter Treffpunkt für Touristen und für die Einwohner der Stadt. Von hier verläuft die Ortsstraße quer durch die gesamte Altstadt zum Banja Luka-Tor an der nördlichen Stadtmauer.

Jajce: Pliva-Tor (2008)
Jajce: Pliva-Tor (2008)

Rechts neben dem Pliva-Tor führt eine steile Gasse hinauf zur Festung und zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Etwa auf halber Höhe erreicht man den Lukasturm. Er gehörte ursprünglich zur romanischen Kirche Sv.Luka, die im 15. Jh. im gotischen Stil umgebaut wurde. Unter den Türken wurde die Kirche in eine Moschee gewandelt und vergrößert. Die Moschee wurde jedoch Anfang des 19. Jh. bei einem Brand zerstört, so dass heute nur noch der Lukasturm und Teile der Mauern erhalten sind.

Jajce: Lukasturm (2013)
Jajce: Lukasturm (2013)

Folgt man dem Weg neben dem Lukasturm in westlicher Richtung, so erreicht man nach wenigen Schritten einen kleinen Platz, von dem man einen schönen Ausblick auf die neuen Stadtteile von Jajce hat. An der linken Seite des Platzes befindet sich der Bärenturm (Medvjed Kula). Der 10 m hohe Turm besitzt einen Durchmesser von 14 m und diente früher als Gefängnis. Er wurde wahrscheinlich zusammen mit der Festung im 14. Jh. errichtet.

An der rechten Seite des Platzes befindet sich hinter einem meist mit einer Kette verschlossenen Eisentor der Zugang zu den Katakomben. Dabei handelt es sich um eine zweistöckige unterirdisch gebaute Kirche. Sie wurde bereits im 12. Jh. erbaut und seit dem 15. Jh. als Gruftkirche genutzt. In ihr befindet sich das Grab des Herzogs Hrvatinić, der die Festung in Jajce errichten ließ. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Katakomben Marschall Tito zeitweise als Versteck.

Den Schlüssel zur Besichtigung des Bärenturms und der Katakomben, in denen auch im Sommer eine konstante Temperatur von ca. 10 °C herrscht, erhält man in dem kleinen Restaurant auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes.

Vom Lukasturm führt nur noch ein Fußweg weiter hinauf zur Festung. Unterwegs passiert man den Uhrturm sowie die restaurierte Frauenmoschee, die beide aus der Zeit der osmanischen Herrschaft im 16. Jh. stammen.

Die Festung auf dem Gipfel über der Altstadt wurde ab 1391 von Fürst Harvoje Vukčić Hrvatinić aus Split errichtet, der hier als Herzog von Bosnien residierte. Im 15. Jh. wurde sie Sitz der bosnischen Könige. Unter ungarischer Herrschaft wurde die Festung 1464 und 1528 erweitert und modernisiert. Einen weiteren Ausbau gab es unter den Türken, bevor die Festung im 17. Jh. bei einem Brand schwer beschädigt wurde.

Jajce: In der Festung (2008)
Jajce: In der Festung (2008)

Vor dem Krieg verfügte Jajce über vier bedeutende Moscheen, die alle zerstört wurden:

Mittlerweile wurden die Esme-Sultan-Moschee in der Altstadt sowie die Ibrahim-Beg-Moschee unterhalb der Festung wieder aufgebaut.

Jajce: Esme-Sultan-Moschee (2013)
Jajce: Esme-Sultan-Moschee (2013)

Außerhalb der Altstadt, im Nordosten von Jajce, steht das im Krieg ebenfalls stark beschädigte Franziskanerkloster. In ihm befindet sich ein Sarkophag mit den sterblichen Überresten des letzten bosnischen Königs Stjepan Tomašević.

Die Turnhalle, in der 1943 bei einer Sitzung des Antifaschistischen Volksbefreiungsrates (AVNOJ) die Grundlagen für das sozialistische Jugoslawien gelegt wurden, war nach dem Zweiten Weltkrieg zum Museum des Volksbefreiungskampfes umgebaut worden. Mit dem Zerfall des Landes wurde das Museum aber wieder aufgelöst.

Außerhalb der Stadt in Richtung Livno erreicht man nach wenigen Minuten die Pliva-Seen. Sie sind wegen ihres Fischreichtums vor allem bei Anglern sehr beliebt. Am Ufer eines der Seen befinden sich die berühmten Pliva-Wassermühlen. Sie wurden im Bosnienkrieg ebenfalls beschädigt, sind aber mittlerweile wieder restauriert worden.

Jajce: Pliva-Wassermühlen (2013)
Jajce: Pliva-Wassermühlen (2013)

Links: Jajce-Portal.