flag    Banja Luka


Banja Luka (kyrillisch: Бања Лука) ist mit 230000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Bosnien-Herzegowina und das politische Zentrum der Serbischen Republik, einer der beiden Teilrepubliken, in die das Land seit dem Ende des letzten Krieges geteilt ist.

Seit Ende des Bosnienkrieges hat die Stadt eine rasante Entwicklung durchlaufen: Mehr als 65000 Flüchtlinge aus allen Teilen des Landes kamen in die überwiegend von Serben bewohnte Stadt, während umgekehrt zahlreiche Moslems und Kroaten, die Banja Luka während des Krieges verlassen hatten, nicht wieder zurückkehrten. Bereits zuvor erlebte die Stadt eine starke Zuwanderung, so dass sich die Bevölkerung seit 1991 fast verdoppelt hat. Damit ist Banja Luka zu einem der wichtigsten Zentren für Wirtschaft, Kultur, Sport und Ausbildung geworden.

Banja Luka liegt im Nordwesten des Landes, nahe der bosnischen Krajina und der Grenze nach Kroatien an beiden Seiten des Flusses Vrbas. Die Stadt ist bekannt für ihre grünen Alleen und Parkanlagen und besitzt darüberhinaus Thermal- und Heilquellen, die schon von den Römern genutzt wurden.

Sehenswürdigkeiten

Obwohl Banja Luka im Bosnienkrieg weitgehend von Kämpfen verschont blieb, wurden dennoch zahlreiche - vor allem muslimische - Bauwerke unwiederbringlich zerstört. Besaß die Stadt vor dem Konflikt gleich mehrere UNESCO-Weltkulturerbestätten, so gibt es heute nur noch wenige historische Sehenswürdigkeiten.

Hauptattraktion in Banja Luka war die Ferhadija-Moschee, die von der Bevölkerung einfach nur Ferhadija genannt wurde. Sie wurde 1579 auf Veranlassung von Ferhad Paša Sokolović vermutlich von einem Baumeister aus der Schule des berühmten Mimar Sinan errichtet. Einer Inschrift über dem Eingang der Moschee zu Folge wurde der Bau aus dem Lösegeld finanziert, welches ein österreichischer General für die Freilassung seines Sohnes aus der türkischen Gefangenschaft zahlen musste. Neben dem Lösegeld von 30000 Dukaten mussten dafür auch 100 türkische Gefangene freigelassen werden.

Im Hof der Moschee stand neben einem mit Marmor verzierten Brunnen (Šadrvan) für die rituellen Waschungen der Moslems eine mit einer Kuppel überdachte Türbe. In ihr befanden sich die Gräber von Ferhad Paša Sokolović, seinem Sohn, seiner Frau und zweier hochrangiger Soldaten der türkischen Armee.

Im Lauf ihrer Geschichte wurde die zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannte Ferhadija-Moschee mehrfach bei Bränden oder im Krieg beschädigt und anschließend wieder restauriert. Zuletzt geschah dies 1969, als bei einem schweren Erdbeben die Spitze des 41,5 m hohen Minaretts abbrach. Nachdem die Ferhadija am Morgen des 7. Mai 1993 von serbischen Nationalisten in die Luft gesprengt wurde, war ein Wiederaufbau jedoch nicht mehr möglich. Heute werden das Gelände und die noch verbliebenen Überreste der Ferhadija-Moschee als Nationales Denkmal Bosnien-Herzegowinas geführt.

Auch die Arnaudija- oder Hasan-Defterdarija-Moschee wurde am 7. Mai 1993 durch einen Anschlag zerstört. Sie wurde 1594/95 von Hasan Defterdarija, dem Verwalter Sokolovićs gestiftet und zählte ebenfalls zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Moschee war bekannt für die kunstvollen Verzierungen in ihrem Innenraum. Im Hof stand neben einer Türbe mit dem Grab des Stifters ein weiteres Minarett.

Neben den beiden genannten Moscheen wurden im Bosnienkrieg auch alle anderen ca. 15 Moscheen Banja Lukas sowie weitere Gebäude aus der Türkenzeit zerstört. Unter den zerstörten Gebäuden befindet sich auch der 1578 erbaute Uhrturm, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Ferhadija befand und wie diese von Ferhad Paša Sokolović gestiftet wurde. Er galt als erster öffentlicher Uhrturm Bosnien-Herzegowinas. Während der obere Teil des Turms von den Österreichern umgestaltet wurde, blieb der untere Teil bis ins letzte Jahrhundert unverändert erhalten. Beim schweren Erdbeben im Jahr 1969 wurde der Turm schwer beschädigt, konnte aber wieder originalgetreu rekonstruiert werden. Nach dem Anschlag der serbischen Nationalisten im Jahr 1993 war dies jedoch nicht mehr möglich.

Unter den verbliebenen Sehenswürdigkeiten ist sicher die Festung an erster Stelle zu nennen. Sie wurde nicht wie üblich oberhalb der Stadt sondern auf gleicher Höhe inmitten der Stadt am Ufer der Vrbas errichtet.

Bereits die Römer unterhielten an dieser Stelle ein Lager. Im 9. Jh. errichteten die Slawen eine erste einfache Burganlage. Sie wurde im 16. Jh. unter Ferhad Paša Sokolović stark erweitert und ausgebaut. Zu dieser Zeit war die Festung zum Schutz vor Feinden von einem Wassergraben umgeben und nur über zwei Brücken - eine über die Vrbas, die andere über die Crkvena - zu erreichen. Ein Jahrzehnt später erfolgte ein weiterer Ausbau des Kastells mit Wachtürmen sowie einer Erweiterung der Festungsmauern.

Nach den Türken nutzten die Österreicher und zuletzt die Deutschen im Zweiten Weltkrieg die Festung. Beim schweren Erdbeben im Jahr 1969 wurde auch die Festung in Mitleidenschaft gezogen. Die entstandenen Schäden konnten jedoch wieder behoben werden. Heute wird die Festung im Sommer für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt.

Banja Luka: Banski Dvor und Orthodoxe Erlöserkirche (2008)
Banja Luka: Banski Dvor und Orthodoxe Erlöserkirche (2008)

Im Zentrum der Stadt, nicht weit von der Festung entfernt, befindet sich das Kulturzentrum Banski Dvor. Das schlossartige Gebäude wurde 1929-1932 als Sitzungssaal für die politische Vertretung der Region erbaut und im sozialistischen Jugoslawien seit 1955 als Kulturhaus genutzt. Bereits damals gab es Konzerte, Autorenlesungen, Ausstellungen und Filmvorführungen. Seit 1998 befindet sich in dem Haus wieder das Kulturzentrum der Stadt, und es finden mehrmals wöchentlich kulturelle Veranstaltungen statt.

Gegenüber vom Banski Dvor befindet sich - wie ein Zwilling des Banski Dvor - ein weiteres Gebäude der gleichen Bauart. In ihm ist heute die Verwaltung der Stadt untergebracht.

Banja Luka: Rathaus (2008)
Banja Luka: Rathaus (2008)

Auf dem Platz zwischen dem Banski Dvor und der Stadtverwaltung stand ursprünglich die 1921-1925 erbaute orthodoxe Dreifaltigkeitskirche. Sie wurde im 2. Weltkrieg Krieg beschädigt und schließlich 1941 durch die Ustaša vollständig zerstört. Erst 1995, über 50 Jahre nach ihrer Zerstörung, begann der originalgetreue Wiederaufbau der Kirche, die heute den Namen Erlöserkirche trägt. Mit ihren vergoldeten Kuppeln gilt sie als eine der schönsten orthodoxen Kirchbauten in Bosnien-Herzegowina.

Gegenüber der Erlöserkirche, im Gebäude des alten Bahnhofs von Banja Luka, befindet sich heute die Kunstgalerie der Serbischen Republik. Sie verfügt über eine Sammlung von über 1000 Kunstwerken des 20. Jhs. - neben Bildern auch Skulpturen, Grafiken und moderne Kunst.

Auf halbem Weg zwischen dem Erlöserkirche und Festung befindet sich das Museum der Serbischen Republik. Es wurde 1930 zunächst als Museum der Bosnischen Krajina eröffnet und besitzt mehrere Sammlungen, darunter eine ethnografische, eine historische, eine archäologische sowie eine biologische Sammlung.

Nicht weit vom Museum der Serbischen Republik entfernt steht das ebenfalls 1930 zunächst als Volkstheater der Vrbasgemeinde gegründete Volkstheater der Serbischen Republik.

Im Stadtpark erinnert ein 1929 von Antun Augustinčić geschaffenes aber erst 1932 aufgestelltes Denkmal an den 1877 in Banja Luka geborenen Schriftsteller Petar Kočić. Er ging als heldenhafter Freiheitskämpfer in die Geschichte Bosnien-Herzegowinas ein.

Vor dem Kaufhaus Boska erinnert eine öffentliche Uhr an das schwere Erdbeben, das am 27. Oktober 1969 Banja Luka heimsuchte und große Teile der Stadt, darunter auch zahlreiche Gebäude aus der Türkenzeit und der österreich-ungarischen Zeit, unwiederbringlich zerst&oum;rte. Die Uhr blieb genau um 9:11 Uhr stehen, als das Erdbeben die Stadt traf.

Etwas nördlich vom Stadtzenrum befindet sich die katholische Kirche Bonaventura. Sie wurde erst nach dem Erdbeben an gleicher Stelle errichtet, wo zuvor ein älteres Gotteshaus stand. Das Gebäude ist vor allem aufgrund seiner ungewöhnlichen Architektur sehr interessant.

Umgebung von Banja Luka

Etwas außerhalb von Banja Luka liegt das im 16. Jh. errichtete Kloster Gomionica. In seinem Besitz befinden sich u.a. wertvolle Ikonen und Bücher. An den Wänden des Klosters wurden erst in den 1980er Jahren wertvolle Fresken entdeckt.

Etwa 5 km außerhalb der Stadt, in Dalibašino Selo, befindet sich ein Trapistenkloster. Es verfügt ebenfalls über zahlreiche Kunstgegenstände sowie eine umfangreiche Bibliothek.

In šehitluci, 4 km von Banja Luka entfernt, wurde 1961 auf einer Bergspitze ein Denkmal für die gefallenen Partisanen aus der Krajina errichtet. Von hier oben hat man einen schönen Ausblick auf die Region.

In der Nähe von Banja Luka gibt es mehrere Thermal- und Heilquellen. Etwa 5 km vom Stadtzentrum entfernt befindet sich z.B. das Heilbad Stara Banja. Sein Wasser ist alkalihaltig und leicht radioaktiv. Es eignet sich sowohl für Bade- als auch für Trinkkuren. 17 km nordöstlich von Banja Luka, in der Ortschaft Banja Slatina gibt es ein Thermalbad. Das Wasser ist mineralhaltig und besitzt eine Temperatur von 40°C.

Links: Touristeninformation Banja Luka.