flag    Nationalpark Brijuni


Die Inselgruppe der brionischen Inseln besteht aus 14 zumeist kleineren Inseln mit einer Gesamtfläche von 736 ha, die sich direkt vor der Südwestküste der Halbinsel Istrien, nur wenige Kilometer westlich von Pula ausbreiten. Die Inseln, die vor allem als exklusives Feriendomizil des ehemaligen jugoslawischen Staatspräsidenten Tito bekannt sind, wurden im Jahr 1983 zusammen mit dem umliegenden Meer (insgesamt 36 km2) zum Nationalpark erhoben.

Zur Inselgruppe zählen neben der Hauptinsel Veli Brijun (690 ha) die kleinen Inseln Mali Brijun, Sv. Marko, Gaz, Obljak (Okrugljak), Supin, Supinić, Galija, Grunj, Vanga (Krasnica), Pusti (Madona), Vrsar, Sv. Jerolim sowie Kotež (Kozada). Lediglich die Hauptinsel ist für Touristen frei zugänglich. Hier befinden sich mehrere Hotelanlagen sowie ein großes Tiergehege. Die anderen Inseln sind teilweise in staatlichem oder privaten Besitz und werden bewacht.

Die Anreise zu den Inseln ist mehrmals täglich mit dem Boot von dem Küstenort Fažana oder von Pula aus möglich und dauert nur wenige Minuten. Auch die anderen Orte an der Westküste Istriens bieten Bootsausflüge nach Brijuni an. Es empfiehlt sich, die Karten bereits im Voraus zu buchen, da die Boote vor allem in der Hauptsaison zumeist ausgebucht sind.

Veli Brijuni: Ankunft im Hafen (2011)
Veli Brijuni: Ankunft im Hafen (2011)

Die brionischen Inseln entstanden wahrscheinlich erst vor rund 10000 Jahren. Bis dahin waren sie ein Teil der Halbinsel Istrien, von der sie nur durch einen seichten Kanal getrennt sind. Die Strände der Inseln sind flach abfallend und steinig und in manchen Buchten findet man kleine Kiesel- oder Sandstrände.

Ursprünglich waren die Inseln vorwiegend von Macchia bewachsen. Da man Ende des 19. Jh. jedoch damit begonnen hatte, auf der Hauptinsel einen großen Park anzulegen, gedeihen heute rund 700 einheimische Pflanzenarten - darunter viele, die im übrigen Istrien bereits vom Aussterben bedroht sind - sowie zahlreiche exotische Pflanzen auf dem Archipel. Neben Steineichen, Myrten oder Erdbeerbäumen sind auf Brijuni auch Pinien, Lorbeerbäume, verschiedene Kiefern und Zedern, Palmen, Eukalyptusbäume und sogar Kakteen zu finden. Besonders sehenswert ist der sog. uralte Olivenbaum, dessen Alter auf ca. 1600 Jahre geschätzt wird.

Veli Brijuni: 1600 Jahre alter Olivenbaum (2011)
Veli Brijuni: 1600 Jahre alter Olivenbaum (2011)

Auf den Brionischen Inseln sind neben rund 250 Vogelarten - u.a. auch Kormorane, für die in einer kleinen Saline ein Vogelschutzgebiet eingerichtet wurde - zahlreiche frei lebende Säugetiere zu finden, darunter Feldhasen, importierte Hirsche, Rehe und Europäische Mufflons. Es wimmelt zudem an Pfauen, Eidechsen, Möwen oder Zikaden. Zudem gibt es auf Veli Brijuni einen Safaripark mit exotischen Arten.

Geschichte

Grabfunde und andere frühe Siedlungsspuren weisen darauf hin, dass die Brionischen Inseln bereits um 3000 v.Chr. besiedelt waren.

177 v.Chr. geriet Brijuni zusammen mit dem gegenüberliegenden Festland unter römische Herrschaft. Bereits damals nutzten reiche Bürger aus dem benachbarten Pietas Julie (Pula) die Inseln zur Sommerfrische. Aus dieser Zeit sind noch Überreste mehrerer Landhäuser auf den Inseln erhalten.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches im Jahr 476 standen die Inseln zunächst unter der Herrschaft der Ostgoten. Die byzantinische Zeit begann 539 und dauerte mit mehreren Unterbrechungen 776. Es folgten die Franken und die Patriarchen von Aquileja. Schließlich fiel das Archipel 1331 für fast 450 Jahre an Venedig. Da Brijuni im 18./19. Jh. mehrfach von Malariaepidemien heimgesucht wurde, verließen die Bewohner die Inseln und Brijuni geriet zunehmend in Vergessenheit.

Veli Brijuni: Römisches Landhaus (2011)
Veli Brijuni: Römisches Landhaus (2011)

Nach dem Untergang des venezianischen Reiches 1797 wurden die Inseln zusammen mit der istrischen Westküste Teil des österreichischen Küstenlandes. 1866 ließ der Admiral Wilhelm von Tegetthoff im Kanal von Fažana die österreichische Flotte versammeln, um sie von hier aus in die Seeschlacht von Lissa (heute Vis) zu führen.

Eine zweite Blütezeit für Brijuni begann im Jahr 1893, als der österreichische Industrielle Paul Kupelwieser das Archipel für 75000 Gulden erwarb, um es in ein exklusives Urlaubsparadies umzuwandeln. Dazu ließ er Strom-, Telefon- und Wasserleitungen bauen, errichtete Badeanstalten und Hotels und begann die Macchia roden, um Obst und Wein anzubauen Veli Brijuni in einen großen Park zu umzugestalten, in den auch die archäologischen Fundstellen integriert werden sollten.

Mit Hilfe des berühmten Bakteriologen Dr. Robert Koch, der die Inseln 1900/1901 mehrfach besuchte, begann Kupelwieser den Kampf gegen die Malaria, die die Inseln bis dahin praktisch unbewohnbar machte. Er ließ die Arbeiter impfen und begann die Teiche zu sanieren, um die Anopheles-Mücke auszurotten, die als Überträger der Malaria identifiziert wurde. Noch heute erinnert ein 1902 errichtetes Denkmal im Zentrum der Insel an dieses Ereignis.

Bis zum 1. Weltkrieg waren die brionischen Inseln fortan Treffpunkt für den Adel und das gehobene Bürgertum aus ganz Europa. So besuchte u.a. der deutsche Kaiser Wilhelm II. mehrfach die Inseln und traf sich hier 1912 mit dem österreichischen Erzherzog Franz Ferdinand.

Während des 1. Weltkrieges diente Veli Brijuni als U-Boot-Hafen der kaiserlichen und königlichen Kriegsmarine. Danach gehörten die Inseln bis 1943 zu Italien, im 2. Weltkrieg schließlich für zwei Jahre zu Deutschland. Da sich auf den Inseln SS-Truppen verschanzt hatten, wurden diese noch im April 1945 von alliierten Luftverbänden bombardiert, wobei fast alle Gebäude auf der Westseite der Hauptinsel zerstört wurden.

Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde Brijuni, wie auch der größte Teil Istriens Jugoslawien zugesprochen. Ab 1947 diente das Archipel vor allem als Residenz für den damaligen Staatchef Josip Broz Tito. Daher war der Zugang auf die Inseln der normalen Bevölkerung nicht erlaubt. Brijuni diente fortan als Empfangsort und Residenz für Staatsgäste und Hollywoodstars.

Im Dezember 1956 wurde auf Brijuni im Beisein der Staatspräsidenten Nasser (Ägypten), Nehru (Indien) und Tito das Gründungsabkommen der Bewegung der Blockfreien Staaten unterzeichnet, welches daher auch als Brioni-Deklaration bezeichnet wird.

Bereits 1983, nur wenige Jahre nach dem Tod Titos (1980), wurden die Inseln und das umgebende Meer zum Nationalpark erklärt und wieder für Besucher zugänglich. Die Hauptinsel dient aber auch weiterhin als Residenz des kroatischen Präsidenten während der Sommermonate und als Empfangsort bei Staatsbesuchen.

Veli Brijuni

Der Hafen von Veli Brijun liegt in einer tiefen Bucht an der Nordostseite der Insel. In unmittelbarer Nähe befinden sich die drei Hotels und der Insel sowie ein Badestrand. Weitere Bademöglichkeiten bieten die zahlreichen flachen Felsstrände der Insel, z.B. in der Bucht Verige an der Ostseite der Insel. Darüberhinaus gibt es auf Veli Brijuni Tennisplätze sowie einen Golfplatz.

Die Sehenswürdigkeiten und Parks der Insel kann man vom Hafen aus mit einer kleinen Eisenbahn erkunden. Die Benutzung der Bahn ist bereits im Preis für die Überfahrt und das rund 4-stündige Ausflugsprogramm inbegriffen. Alternativ kann man aber auch ein Fahrrad oder ein Elektromobil mieten.

Direkt am Hafen, vor dem Hotel "Neptun", befindet sich das Bootshaus, das Kuppelwieser 1902 bauen ließ und in dem später der Inselarzt wohnte.

Nur unweit des Hafens, etwa in der Mitte der Insel, befindet sich der Ort Brijun. In der 1481 errichteten Germanus-Kirche, die nach einem Brand im Jahr 1896 restauriert wurde, kann man neben Original-Fresken aus dem 15. Jh. u.a. Kopien der Fresken von Beram sehen.

Veli Brijuni: Kirche Sv. Jerolim (2011)
Veli Brijuni: Kirche Sv. Jerolim (2011)

Das bedeutendste Bauwerk des Ortes ist ein viereckiger Wehrturm aus dem 12. Jh., neben dem Anfang des 16. Jhs. unter venzianischer Herrschaft ein Kastell errichtet wurde. Heute beherbergt das 1955 wieder aufgebaute Kastell das Heimatmuseum von Brijuni mit Exponaten zur Archäologie und Kulturgeschichte des Archipels.

Nördlich des Ortes befindet sich das Inselmuseum mit zahlreichen präparierten Tieren, einer Fotoausstellung über Tito auf Brijuni sowie einer Ausstellung über Paul Kupelwieser. Vor dem Museum kann man den Cadillac bewundern, den Tito bei seinen Besuchen auf der Insel benutzte.

Veli Brijuni: Cadillac des ehemaligen Staatspräsidenten Tito (2011)
Veli Brijuni: Cadillac des ehemaligen Staatspräsidenten Tito (2011)

Südlich des Ortes sind noch Teile des österreichischen Befestigungssystems aus dem 19. Jh. (Festung Tegetthoff) erhalten. In ihrer Nachbarschaft befindet sich der ehemalige zoologische Garten der Insel. Er wurde auf Wunsch Paul Kuppelwiesers von Karl Hagenbeck angelegt und beherbergte bis zu seiner Schließung vor wenigen Jahren zahlreiche exotische Tiere, darunter Bären, Löwen, Tiger und andere Raubkatzen, die Tito als Gastgeschenk von seinen zahlreichen Gästen erhalten hatte.

Verteilt auf der Insel befinden sich zahlreiche Skulpturen von jugoslawischen oder österreichischen Künstlern. Die "Mutter mit zwei Kindern" nahe der Germanus-Kirche ließ Paul Kuppelwieser von dem Wiener Secessions-Künstler Josef Engelhart zur Erinnerung an seine Mutter anfertigen. "Die Wasserträgerin" am Tito-Gedenkbrunnen in der Mitte der Insel ist ein Werk des kroatischen Bildhauers Fran Krşinič. In den ehemaligen Steinbrüchen aus der römischen bzw. venezianischen Epoche erinnert eine schlichte Steintafel an die Trockenlegung der Sümpfe durch Dr. Robert Koch.

An der Bucht Verige im Osten der Insel wurden Überreste einer Villa Rustica, eines römischen Landsitzes aus dem 1. Jh. gefunden. Die fast 5 ha große, terassenförmig an einem Hang errichtete Anlage zieht sich mehr als einen Kilometer an der Küste entlang und gilt als eine der größten ihrer Art an der gesamten Adriaküste. In ihrem Zentrum befand sich ein kleiner Tempelbezirk mit drei Tempeln, die Venus, Neptun und einer weiteren Gottheit geweiht waren sowie den Wohnungen der Priester. Außerdem gab es eine Bibliothek, Thermen, Zisternen sowie eine Wirtschaftstrakt zur Wein- bzw. Ölherstellung. Ein zum Meer hin offener Wandelgang verband die einzelnen Gebäude des Komplexes.

In der Bucht Dobrika an der Westseite der Insel befand sich einst ein byzantinisches Castrum, das etwa ab dem 5. Jh. als einzige befestigte Siedlung der Insel zum Schutz vor Piraten auf den Resten einer römischen Siedlung errichtet wurde. Die von starken Wehrmauern umgebene und mit Türmen gesicherte Anlage wurde noch bis ins 14. Jh. genutzt. Heute sind nur noch Reste der Wehrmauern sowie ein Wehrturm erhalten.

Ganz in der Nähe des Castrums findet man die Überreste der frühchristlichen, dreischiffigen Basilika Sv. Gospa, die im 6. Jh. errichtet wurde. Daneben bauten die Benediktiner im 10. Jh. eine Abtei, die sie nach einer Epidemie im 14. Jh. jedoch ebenfalls verließen.

Etwas weiter nördlich ließ Tito im Jahr 1957 die Villa Brionka als Unterkunft für Staatsgäste errichten. Sie wird noch immer gerne von Prominenten aus aller Welt genutzt, da sie umgeben von Macchia nicht einsehbar und für Touristen nicht zugänglich ist.

An der Nordseite der Gospa-Bucht steht die so genannte Weiße Villa (Bijela Vila). Sie wurde in der venezianischen Zeit errichtet und unter Tito für Empfänge und wichtige politische Begegnungen genutzt. Auch heute noch nutzt die kroatische Regierung das Gebäude für Staatsempfänge, weshalb auch dieses Gebäude nicht zu besichtigen ist.

Etwas weiter westlich befindet sich die Villa Jadranka, die von Tito ebenfalls als Übernachtungsmöglichkeit für Gäste genutzt wurde. Auch diese Villa kann von Touristen nicht besucht werden.

Im Nordwesten der Insel befindet sich der ca. 9 ha große Safaripark mit exotischen Pflanzenfressern, darunter ein indischer Elefant, eine heilige Kuh, Lamas, Gnus, Antilopen, Gazellen und Zebras - allesamt Geschenke von Staatsgästen an Tito. Darüberhinaus kann man aber auch das istrische BoŠkarin-Rind oder istrische Schafe sehen. Bis vor wenigen Jahren konnten sich die Tiere in dem Areal frei bewegen. Aus Sicherheitsgründen befinden sich die Tiere heute jedoch in eingezänten Gattern.

Veli Brijuni: Zebras im Safaripark (2011)
Veli Brijuni: Zebras im Safaripark (2011)

Mali Brijuni

Auf der Insel Mali Brijuni, die man ebenfalls im Rahmen eines Bootsausflugs von Fažana aus besuchen kann, befindet sich die österreichische Festungsanlage Brioni Minor. Sie gilt als größte Anlage ihrer Art an der gesamten Adria. Im Sommer dient sie als Kulisse für Theateraufführungen unter freiem Himmel.

Vanga

Die kleine Insel Vanga im Westen des Archipels wurde von Tito als eigentliches Privatanwesen genutzt. Hier traf er sich seit 1954 zu politischen Gesprächen und privaten Begegnungen.

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