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Das Städtchen Vrsar (ital.: Orsera) liegt etwa 9 km südlich von Poreč am Nordrand des Limski zaljev. Die Stadt (1800 Einwohner) wurde auf einem ca. 60 m hohen Hügel an der Spitze einer Landzunge errichtet und bietet somit schon von weitem einen malerischen Anblick.

Früher galt Vrsar mit seinen Steinbrüchen und aufgrund der Lage am Limski zaljev als wichtiges Marmor- und Fischereizentrum. Heute besitzt der Ort eine moderne Marina und ist vor allem als Ausgangspunkt für Ausflüge in den Limski zaljev beliebt.

Geschichte

In der Nähe von Vrsar zeugen Spuren aus illyrischer Zeit sowie Reste römischer Landsitze und Wasserleitungen auf eine Besiedelung bereits in antiker Zeit hin.

Von 983 bis 1778 gehörte Vrsar zum Territorium der mächtigen Bischöfe von Poreč, die sich auch als "Comes Vrsariae" (Grafen von Vrsar) bezeichneten. Ihrem Ansehen und Einfluss ist es zu verdanken, dass Vrsar trotz seines Reichtums als einzige Stadt in Istrien von Steuern an Venedig befreit war. Ansonsten gleicht die Geschichte Vrsars weitgehend der Geschichte anderer Städte an der istrischen Westküste.

Besonders stolz ist die Stadt darauf, dass sich in den Jahren 1743/44 der berühmte Giacomo Casanova in ihr aufhielt.

Stadtrundgang

Am besten kann man Vrsar entdecken, wenn man sich der Stadt auf dem Rundweg nähert, der einmal um die Landzunge führt:

Ganz in der Nähe des Campingplatzes Turist am Nordwesthang des Hügels befindet sich oberhalb des Parks der Steinbruch Montraker. In ihm künden zahlreiche moderne Skulpturen von der langen Tradition Vrsars als Stadt des Marmors. Im Sommer finden hier Bildhauer-Workshops statt.

Auf dem Weg zum Hafen an der Südseite des Hügels passiert der Uferweg die dreischiffige Kirche Sv. Marija. Sie wurde im 12. Jh. errichtet und zählt zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken der Region.

Schließlich erreicht man einen großen Parkplatz und den malerisch gelegenen, lebhaften Hafen mit seinen Cafés und Restaurants am Südhang des Hügels. Von hier aus verkehren Ausflugsboote in den Limski zaljev.

Vrsar: Blick vom Hafen zur Altstadt (2012)
Vrsar: Blick vom Hafen zur Altstadt (2012)

Vom Hafen führt ein Weg steil zur Spitze des Ortes hinauf. Unterwegs bietet sich ein beeindruckender Ausblick auf das Meer und die zahlreichen kleinen, unbewohnten Inseln vor der Stadt, zu denen man vom Hafen aus mit gemieteten Booten übersetzen kann.

Am höchsten Punkt des Ortes steht die Pfarrkirche Sv. Martin aus dem 19./20. Jh. mit ihrem erst 1990 fertiggestellten weißgrauen Glockenturm. In ihrem Innenraum sind Wandgemälde des Rovinjer Künstlers Antonio Macchi mit Szenen aus dem Leben der Hl. Foška und des Hl. Martin zu sehen.

Vrsar: Pfarrkirche (2012)
Vrsar: Pfarrkirche (2012)

Das teilweise verfallene Kastell Vergottini neben der Pfarrkirche war einst Sommerresidenz der Bischöfe von Poreč. Heute ist dem noch erhaltenen Teil des Kastells ein Hotel untergebracht.

In der vor wenigen Jahren restaurierten aber nicht mehr als Gotteshaus genutzten Kirche Sv. Foška aus dem 17. Jh. gibt es eine kleine Sakralsammlung

Von der Festungsanlage aus dem Mittelalter sind heute nur noch das Haupttor (13. Jh.) am Osthang sowie das 1657 erneuerte Kleine Tor mit einer massiven Eichenholztür (12./13. Jh.) und einer Loggia am Südhang vorhanden. Die Reliefs mit den Markuslöwen wurden vermutlich 1778 an den Toren angebracht. Sie zeigen den venezianischen Löwen Kriegshaltung mit angezogenem Schwanz und geschlossenem Buch.

Umgebung

Die Campinganlage Koversada am Küstenstreifen von Vrsar zum Limski zaljev wurde bereits 1961 gegründet. Auf 120 ha bietet sie Platz für 5000 Gäste und zählt somit zu den ältesten und größten FKK-Campingplätzen Europas.

Marmorskulpturen des abwechselnd in Zagreb und Brüssel lebenden Bildhauers Dušan Džamonja kann man in dem Örtchen Valkanela, ca. 1 km nördlich von Vrsar, im "Park skulptura Dušana Džamonje" ansehen.

Limski zaljev und Limski draga

Der Limski zaljev (Lim-Bucht) schneidet sich ca. 10 km südlich von Poreč bzw. 6 km nördlich von Rovinj etwa 10 km tief in die Westküste Istriens ein. Die im Mittel nur etwa 600 m breite Bucht ist ein am Ende der letzten Eiszeit vom Meer überflutetes Karsttal. Daher ist die oft verwendete Bezeichnung Fjord auch nicht korrekt.

Limski Zaljev (2002)
Limski Zaljev (2002)

Die bis zu 150 m hohen, zum Teil mit Macchie bewachsenen, zum Teil dicht bewaldeten Ufer verleihen der schmalen Bucht den Charakter eines Canyons. Daher wird die Bucht oft auch als Limski kanal bezeichnet. Im Landesinneren setzt sich der Limski zaljev als Karsttal (Limski draga) des Flusses Palinčica noch etwa 25 km bis in die Nähe von Pazin fort. Dabei verschwindet der Fluss immer wieder im Karstboden um an anderer Stelle neu hervorzutreten.

In den steilen Felswänden befinden sich mehrere Karsthöhlen. Am bekanntesten ist vielleicht die kleine Romualdo-Höhle am südlichen Ufer der Bucht. In ihr hielt sich im 11. Jh. der Hl. Romualdo, Gründer eines Benediktinerklosters, eine Zeit lang auf.

Limski Zaljev (2009)
Limski Zaljev (2009)

Aufgrund der besonderen Wasserverhältnisse (geringer Salzgehalt, hoher Sauerstoffgehalt) in der Bucht hat sich eine einzigartige Flora und Fauna ausgebildet. Daher wird die Bucht seit der Antike für die Muschel- und Austernzucht genutzt. Gute Restaurants findet man am Ende der Bucht nahe der Fernstraße in Richtung Pula, aber auch in Vrsar, das einst vom großen Fischreichtum der Bucht profitierte.

Der Name der Bucht und des Tals leitet sich vom lateinischen limes (Grenze) ab, da in dieser Gegend zur Zeit der Römer die Grenze zwischen den Kolonien Colonia Iulia Pollentia Herculanea (Pula) und Colonia Iulia Parentium (Poreč) verlief.

Einen Überblick über den Limski Zaljev erhält man am besten von einem Aussichtspunkt am Nordufer des Kanals an der Straße nach Vrsar. Von nahezu allen Küstenorten werden aber auch Bootsausflüge in den Kanal angeboten.

Tief im Landesinneren, an der Straße nach Pazin, liegt die kleine Stadt Kanfanar (ital.: Canfanro). Hier ist vor allem die nördlich des Ortes gelegene vorromanische Kirche Sv. Agata sehenswert. Ihre byzantinischen Wandmalereien aus dem 11. und 12. Jh. gelten als die ältesten erhaltenen Wandgemälde in Istrien.

Nordwestlich von Kanfanar, in der Schlucht der Limski draga, liegt die im Jahr 1630 während einer Pestepidemie verlassene Stadt Dvigrad (ital.: Due Castelli). Ihr Name erinnert an zwei Burgen, die hier im Mittelalter auf einer Hügelkuppe standen und den damals direkt durch die Schlucht verlaufenden Handelsweg zwischen Pazin und dem Meer bewachten. Heute kann man nur noch die von Efeu überwucherten Ruinen der einst sehr mächtigen Stadt mit Mauern, Wehrtürmen und Resten der Basilika Sv. Marija od Lokvića besichtigen. Man erreicht die Ruinenstadt über eine Straße, die westlich von Kanfanar nach Norden in die Schlucht abzweigt.

Ruinenstadt Dvigrad (2012)
Ruinenstadt Dvigrad (2012)

Etwa 11 km nördlich von Kanfanar, auf halbem Wege nach Pazin, liegt der Ort Sv. Petar u šumi (St. Peter im Wald). Der Ort am Rand der Schlucht Limski draga wurde nach dem gleichnamigen Paulanerkloster in seiner Mitte benannt. Heute ist der im 13. Jh. errichtete und im 15. und 18. Jh. umgebaute Klosterkomplex allerdings verlassen. Nur die große, im 18. Jh. vollständig barockisierte Klosterkirche wird noch als Pfarrkirche genutzt. Mit ihrer gut erhaltenen barocken Einrichtung - Chorgestühl, Kanzel und Orgel stammen noch aus dem 18. Jh. - gilt sie als Besonderheit in Istrien.

Sv. Petar u šumi: Klosterkirche (2009)
Sv. Petar u šumi: Klosterkirche (2009)